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Pädagogischer Tag – „moderne Unterrichtsformen“ Motivation für Schüler und Lehrer…, 9.11. Musikschule Arnstein

Veränderungen in der soziokulturellen Gesellschaft (plug & play),
in der bildungspolitschen Landschaft (G8, Ganztagsschule, Gesamtschule), in der Demographischen Bevölkerungsstruktur (Geburtenrückgang),
in dem Freizeitverhalten der Schüler führen zu einem grundlegenden Wandel der Angebotsstruktur in den Musikschulen. Politik, Gesellschaft und Institutionen erwarten von einer zukunftsfähigen Musikschule, sich mit aller Kraft an einer besseren Bildung und Entwicklung der Kinder zu beteiligen.

Die Instrumentallehrkraft sieht sich plötzlich vor einer großen Herausforderung: Sie soll im Rahmen von Kooperationen zwischen Schule und Musikschule große Gruppen und Klassen unterrichten und mit ihnen musizieren, weniger motivierte Schüler unterrichten die wenig Interesse am Üben mitbringen. Hier werden an die Lehrkräfte neue Aufgaben gestellt, auf die man sich durch qualifizierte Fortbildung vorbereiten kann.

Themenschwerpunkte:
Klassenmusizieren & Gruppenunterricht
Motivation der Schüler, eigene Motivation
Störfaktoren im Unterricht
Einbringen von Musiktheorie im Instrumentalunterricht
Improvisation
Wie gehe ich damit um, dass die Schüler/innen immer weniger Üben?
Musizieren mit Pattern
Besonderheiten von Gruppen – Großgruppenunterricht
Umgang mit schwierigen Schülern/Eltern
Motivation (oder: Wie krieg ich sie zum Üben?? )

 

„Musikschule will Defiziten der Kinder entgegenwirken

Spaß beim Musizieren: Spielerisch beschäftigten sich die Lehrkräfte der Arnsteiner Musikschule unter Anleitung von Michael Diedrich mit dem Thema Musik. In der Mitte auf dem Cajon (Kistentrommel) Musikschulleiterin Martha Bolkart-Mühlrath.
Foto: Musikschule Arnstein | Spaß beim Musizieren: Spielerisch beschäftigten sich die Lehrkräfte der Arnsteiner Musikschule unter Anleitung von Michael Diedrich mit dem Thema Musik.

Die Arnsteiner Musikschule sieht ihre Aufgabe nicht nur darin, ihren Schülern das Musizieren beizubringen. Sie fühlt sich vermehrt auch dafür zuständig, Defizite der Schüler auszugleichen.

„Es gibt immer mehr Kinder, die zum Beispiel nicht in der Lage sind, rückwärts zu laufen“, schildert Musikschulleiterin Martha Bolkart-Mühlrath. „Wir sind früher zum Spielen rausgegangen und sind auf Bäume geklettert. Heute sind viele Kinder überbehütet. Viele sitzen zu viel. Schon Kleinkinder beschäftigen sich mit Spielekonsolen und die Größeren später nur noch mit ihren Smartphones.“

All das bringe motorische Schwächen mit sich. Solche würden sich auch auf die Schreib- und Lesefähigkeit auswirken. Für Vernetzungen im Gehirn sei Bewegung – gerade auch rhythmische Bewegung – unerlässlich, sagt die Musikschulleiterin. Zeitgemäßer Instrumentalunterricht sollte daher alle Sinne des Kindes mit einbeziehen.

Fortbildung der Lehrkräfte

Um die zwölf Lehrkräfte der Arnsteiner Musikschule fit für diese Aufgaben zu machen, hatte Martha Bolkart-Mühlrath sie zu einer musikschulinternen Fortbildung mit dem Referenten Michael Diedrich eingeladen. Ziel der Fortbildung war es, die Musikschullehrer zukunftsfähig zu machen in einer sich verändernden Gesellschaft und einem neuen Lernverhalten der Schüler.

Um sich den neuen Herausforderungen zu stellen, seien andere, zeitgemäße Unterrichtsformen nötig. In Rollenspielen lernten die Musiklehrer zusammen mit Michael Diedrich neue Herangehensweisen an den Unterricht. Sie schlüpften hier selbst in die Rolle von Schülern.

Durch das Einbeziehen von zusätzlichem Instrumentarium wie Boomwhacker (Röhren, die gestimmt sind), Cajon, Trommeln und so weiter erfährt der Unterricht eine Auflockerung und Bereicherung, die den Schüler die Freude am eigenen Musizieren zurückbringt.

So sollen auch musikalische Pattern eingesetzt werden, die schnell erlernt sind und sich auch in größeren Gruppen gut einsetzen lassen. So können Schüler mit unterschiedlichen Instrumenten fächerübergreifend miteinander aktiv werden, beispielsweise mit Klavier und Gitarre. Oder einer spielt auf dem Klavier Bassläufe, während der andere auf den höheren Tasten dazu improvisiert. So erreiche man auch diejenigen Schüler, die sich dem traditionellen Unterricht entziehen. Dadurch setzt schnell ein Erfolgserlebnis ein, verbunden mit einem positiven emotionalen Erleben.

Rhythmusinstrumente wichtig

Der Einsatz rhythmischer Instrumente werde auch beim Instrumentalunterricht wird immer wichtiger, da der körperbetonte Einsatz immer mehr in unserer Gesellschaft vernachlässigt wird, sagt die Musikschulleiterin. Auch erfahre der Lehrer durch einen abwechslungsreichen, flexiblen Unterricht neue Motivation für seine Arbeit.

Um die Feinmotorik zu trainieren, eignen sich weiche Jonglierbälle, die man mit den Fingern knetet. Auch gibt es eine Vogelfigur, deren Schnabel die Schüler auf der Fingerkuppe balancieren. So spüren sie spielerisch, wie sie die Gitarrensaite oder die Klaviertaste drücken müssen.

Die Musikschule habe sowohl die Breiten- wie die Spitzenförderung besonders talentierter Schüler im Auge zu behalten, sagt die Arnsteiner Musikschulleiterin Martha Bolkart-Mühlrath. Letztlich aber sei oberstes Ziel die Persönlichkeitsbildung.

Kleine Instrumentenkunde

Boomwhacker bestehen aus unterschiedlich langen Kunststoffröhren. Diese sind harmonisch aufeinander abgestimmt. Beim Schlagen des Boomwhacker auf verschiedenartigen Gegenständen ergeben sich unterschiedlich klingende Töne.

Der Cajon (sprich: Cachon) ist eine ursprünglich aus Peru stammende Kistentrommel. Statt auf ein Trommelfell schlägt man auf die Holzseiten des Instruments. Häufig haben die Kisten Einlagen, mit denen sich auch die Snare-Drum imitieren lässt. In Deutschland sagt man häufig „die“ Cajon.

Michael Diedrich hat Musik, Erziehungswissenschaften und Sonderpädagogik in Dortmund studiert, anschließend Diplompädagogik/Musik in Heidelberg. Er ist stellvertretender Schulleiter, Fachbereichsleiter Elementare Musik und Gitarrenlehrer der Musikschule Mosbach. Häufig leitet er Fortbildungen von Lehrkräften und Erziehern. Von ihm stammen vielseitige Veröffentlichungen musikpädagogischer Literatur.“

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